Windows Server 2012 R2 Neuheiten
Am 25.06.2013 veröffentlichte Microsoft die Preview Version des Windows Server 2012 R2. Diese neue Windows Server Version soll den aktuellen Windows Server 2012 zum Ende des Jahres hin beerben. Im Vorfeld wurde schon viel über die neuen Features bekanntgegeben, doch wie sehen diese jetzt konkret aus? Dieser Artikel soll nochmals einen kleinen Einblick in die Neuerungen und auf deren Umsetzung bzw. Ausgestaltung geben.
Als erstes komme ich zu der wohl im Netz am häufigsten verwendete Grundlage für Diskussionen über Windows 8 und Windows Server 2012, der Startknopf. Ja es gibt ihn wieder!
Es bleibt jedoch so, dass wenn man auf diesen Klick, sich die modern UI, oder auch Windows 8 UI genannt, öffnet. Sprich das Startmenü im Vollbildschirm. Hier gibt es auch die nächste Änderung und zwar bietet Microsoft einem jetzt die Möglichkeit die Größe der sogenannten Tiles zu ändern. Hierzu klickt man einfach mit der rechten Maustaste auf das entsprechende Tile und klickt dann unten auf Größe ändern.
Anschließend kann man zwischen vier vordefinierten, unterschiedlichen Größen wählen.
Wo wir schon beim rechten Mausklick sind, springen wir kurz zum Startknopf zurück, denn hier ergibt sich noch eine weitere Neuerung. Hat man in Windows Server 2012 und Windows 8 noch in die linke untere Bildschirmecke einen Klick mit der rechten Maustaste gemacht, öffnete sich ein Kontextmenü mit Möglichkeiten in die Systemsteuerung oder direkt zum Punkt Programme und Funktionen zu springen. Mit der Version R2 wird dieses Kontextmenü zum einen auf den Startknopf gelegt und zum anderen durch den Punkt “Herunterfahren” ergänzt, welcher die Auswahlmöglichkeiten Herunterfahren und Neu starten beinhaltet.
Für die Ecken insgesamt bietet sich nun die Möglichkeit das sogenannte Hot Corner System in geringem Maße zu beeinflussen. Beim Hot Corner System handelt es sich um die Funktion, dass wenn man mit dem Mauszeiger in die Ecken des Bildschirms kommt, sich weitere Menüpunkte und Optionen zeigen. Hierfür gibt es drei Einstellungsmöglichkeiten, wenn man in die Optionen der Taskleiste geht und dort den Reiter Navigation auswählt.
Ebenso bietet sich hier die Möglichkeit einzustellen, dass man beim Hochfahren des Betriebssystems nach der Anmeldung direkt auf den Desktop springt anstatt auf die Startseite mit den Tiles. Ein weiteres, wenn auch nicht ganz so spannendes, Feature ist die Möglichkeit der erweiterten Farbgestaltung. Hier kann man nun recht freigiebig die Hintergrundfarbe und auch die Aktzentfarbe anpassen.
Die bisher genannten Neuerungen betreffen nicht nur den Windows Server 2012 R2 sondern gelten auch für Windows 8.1, welches ebenfalls zum Ende des Jahres hin erscheinen soll und derzeit in einer Preview Version erhältlich ist.
Bei den spezifischen Neuerungen im Windows Server 2012 R2 handelt es sich vor allem um Neuerungen im Hyper-V Umfeld.
Ein neues Feature, welches vor allem im Umgebungen mit vielen VMs sehr nützlich ist, ermöglicht es die Windows-Gastbetriebssysteme automatisch zu aktivieren. Dies gilt aber nur für die Datacenter Edition des Windows Server.
Als weitere Verbesserung der Benutzer- bzw. Administrationsfreundlichkeit, ist es nun möglich sich mit einer virtuellen Maschine per Remotedesktop zu verbinden, auch wenn diese keine zugehörige Client-Software besitzt. Dadurch wird es auch möglich sich auf einen Gast aufzuschalten um die Betriebssysteminstallation zu administrieren.
Zusätzlich ist es nun möglich nicht nur Textinformationen aus dem Gast herauszukopieren, sondern auch Grafiken und Dateien, sogar per Drag&Drop. Dies ist auch nicht auf den ausführbaren Host beschränkt, sondern kann auch per Remote verwendet werden.
Eine weitere Neuerung bei den VMs ist die neu eingeführte Generation 2 der virtuellen Computer. Diese Generation 2 ist zwar nur für die neuen Windows Betriebssysteme ab Windows 8 und Windows Server 2012 benutzbar, jedoch bietet sie dafür einige Besonderheiten.
Zum einen wird keine legacy Hardware mehr verwendet. Die VM versucht nicht mehr länger eine physikalische Maschine vorzutäuschen. Alle Geräte laufen nun in einem synthetischen VMBus “Hardware”. Dies ermöglicht es der VM auch von einer virtuellen SCSI Festplatte oder auch vom Netzwerkadapter zu booten. Zum anderen wird jetzt UEFI anstatt dem BIOS verwendet. Das ermöglicht es auch Secure Boot zu verwenden.
Diese ganzen Änderungen sorgen dafür, dass laut Microsoft die VM nun 20% schneller startet und sich das Betriebssystem rund 50% schneller installieren lässt. Bei normalem alltäglichem Gebrauch soll aber kaum ein Unterschied zu merken sein. Der Geschwindigkeitszuwachs bei den entsprechenden Tätigkeiten kommt dadurch zustande, dass nun weniger Geräte geladen werden müssen. Nach eigenen Tests sind diese Werte auch als realistisch zu betrachten. Bis zum finalen Release sind aber auch hier noch weitere Optimierungen möglich.
Weitere Verbesserungen gibt es im Bereich der Live-Migrationen. Hier wird die Datenkompression von VHD/VHDX-Dateien verbessert, was in einer geringeren zu übertragenden Datenmenge resultiert. Zusätzlich kann man durch SMB Multichanneling oder durch die Nutzung von RDMA (Remote Direct Memory Access) die Datenübertragung noch weiter steigern.
Neu ist auch, dass man nun auch eingeschaltete virtuelle Maschinen exportieren kann. Dies war vorher nur bei ausgeschalteten Maschinen ohne Snapshot möglich. Durch den Wegfall dieser beiden Beschränkungen ist es nun einfacher, vorhandene virtuelle Maschinen durch die Exportfunktion zu klonen. Normalerweise benötigt man ansonsten für das Klonen den System Center 2012 Virtual Machine Manager.
Auch bei den Hyper-V Replica gibt es eine Änderung. Hyper-V Replica beschreibt die Funktion, dass Änderungen in VMs auf einen weiteren Hyper-V Host übertragen werden, um sie dort in einem Desaster Recovery Fall zu starten. Mit dem Release 2 kann man diese Änderungen nun in verschiedenen Zeitintervallen, welche sich zwischen 30 Sekunden und 15 Minuten bewegen, übertragen lassen. Es ist jetzt auch möglich, diese Änderungen nicht nur auf einen sondern auch auf mehrere Host übertragen zu lassen. Dadurch erhält man eine größere Flexibilität.
Für Linux Gastsysteme bietet sich nun die Möglichkeit des dynamischen Arbeitsspeichers. Diese Funktion war seit der Einführung in Windows Server 2008 R2 SP1 ausschließlich Windowsbetriebssystemen vorbehalten. Nun kann man sie auch bei Linux einsetzen, was jedoch aktualisierte Linux Integration Components voraussetzt.
Eine weitere Neuerung ist die, dass man jetzt VHDX Dateien während dem Betrieb vergrößern und verkleinern kann. Bisher war nur die Verkleinerung einer VHDX Datei möglich und das auch nur, wenn sie einen unpartitionierten Bereich enthielt.
Als weiteres Feature führt Microsoft das sogenannten Storage QoS ein. Dies ermöglicht es einem die IOPS für jede einzelne VM bzw. Festplatte der VM festzulegen. Dies soll sehr aktive VMs limitieren, damit nicht andere Arbeitsvorgänge eingeschränkt werden.
Das letzte neue Feature ist die Deduplizierung von VHD/VHDX Dateien. Das mit Windows Server 2012 eingeführte deduplizieren von NTFS Volumes ist nun auch für VHD/VHDX Dateien verfügbar. Diese müssen sich dabei aber auf einem Cluster Shared Volume liegen. Somit gibt es eine weitere Möglichkeit wertvollen Speicherplatz einzusparen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich abgesehen von den GUI Änderungen nur etwas bei der Hyper-V Rolle ändert. Hier gibt es dafür aber direkt eine Menge nützlicher Neuerungen, vor allem um sich weiterhin als Alternative zu Vmware am Markt zu platzieren. Insgesamt ist es jedoch eine recht einseitige Produktpflege, wo manch einer vielleicht mehr erwartet hat. Vielleicht gibt es aber bis zum finalen Release noch weitere Neuerungen. Einfach mal abwarten und die Ohren offen halten.
Über den Autor
Jan Hildebrandt hat im Juli 2013 bei der CONET Solutions GmbH sehr erfolgreich seine Ausbildung zum Fachinformatiker der Fachrichtung Systemintegration abgeschlossen. Danach arbeitete er im Themenfeld Microsoft Services und beschäftigte sich im Schwerpunkt mit Windows-Server-Lösungen.