9. Bildungskonferenz im Rhein-Sieg-Kreis: Medienkompetenz ist mehr als Handy bedienen
Die Digitalisierung bietet große Chancen, aber auch neue Herausforderungen –
etwa wenn es darum geht, im Sinne einer umfassenden Medienkompetenz bewusst und sicher mit Medien umzugehen
Die 9. Bildungskonferenz der Bildungsregion Rhein-Sieg-Kreis gestern stand unter dem Motto „Digitale Lebenswelt – Chance und Herausforderung für die Bildung“. CONET stellte im Gymnasium Zum Altenforst in Troisdorf sein Ausbildungsengagement vor und diskutierte mit Teilnehmern über die Rolle der Digitalisierung für die Bildung und die Ausbildung in der Wirtschaft. Das Thema Medienkompetenz ist dabei für CONET von zentraler Bedeutung:
Die zunehmende Vernetzung und die Nutzung von Smartphones, Apps und sozialen Netzwerken werden inzwischen als Selbstverständlichkeit wahrgenommen. Wie lässt sich aber Schülern und Auszubildenden frühzeitig vermitteln, wie ein wirklich kompetenter Umgang mit den technischen Möglichkeiten aussieht? Denn Medienkompetenz hört beim fehlerfreien technischen Bedienen von Tablet, Smartphone und Laptop noch lange nicht auf:
- Zuverlässigkeit / Vertrauenswürdigkeit: Was ist Wahrheit im digitalen Zeitalter? Ist alles das wahr, was auf der ersten Seite der Google-Suchergebnisse erscheint? Oder das, was in der Wikipedia nachzulesen ist? Heute ist jeder Nutzer des World Wide Web sein eigener Journalist; er oder sie müssen selber recherchieren, vergleichen, abwägen und beurteilen, wo Fake News lauern oder wo sich echte Nachrichten manchmal erst unter einem Berg von Sensationsmeldungen verbergen. Aber dafür muss eine gesunde Skepsis erlernt und der Umgang mit unterschiedlichen Medienformaten trainiert werden.
- Sicherheit: Während der heimische PC heute zumeist gewissenhaft mit Virenschutz und Anti-Spyware ausgestattet wird, sind viele mobilen Endgeräte – über die der meiste Web-Verkehr aber läuft – noch nicht oder nur unzureichend geschützt. Zudem wird mit Passwörtern und Authentifizierungsmechanismen – etwa dem Anmelden via Facebook-Account – oftmals sehr freigiebig und sorglos umgegangen. Und sind die Sicherheitsmechanismen und eigenen Zugangsrechte erst einmal kompromittiert, gibt es angesichts der grenzenlosen Vernetzung oft kein Halten mehr was Datenklau oder Missbrauch betrifft. Eine Herausforderung, die als Cyber Security die Wirtschaft bewegt, aber im privaten und schulischen Alltag ebenso zentral ist.
- Persönlichkeitsrechte: Das Netz vergisst nichts, doch gleichzeitig ist seine Aufmerksamkeitsspanne so gering wie die keines anderen Mediums. Was heute am Morgen ein Hype ist, interessiert am Mittag vielleicht schon niemanden mehr. Gleichzeitig haben die Opfer von Cyber-Mobbing, Verleumdung und Shitstorms kaum eine Chance, sich wirkungsvoll zu wehren und zu rehabilitieren. Hier braucht es einen bewussten Umgang und das Wissen um Mechanismen und Konsequenzen im Netz, denn oftmals entstehen dauerhafte Schäden durch spontane Launen oder Gefühle oder schlicht Unwissenheit und daraus resultierender Gleichgültigkeit gegenüber den Folgen.
- Datenschutz: Daten sind die neue Währung, ihr Wert steigt mit ihrer Verwendbarkeit in einer zunehmend digitalen Welt rasant an. Der eigene Name, das eigene Bild, Kontaktdaten wie Telefonnummer und Adresse, persönliche Informationen wie demografische Daten von Vorlieben bis Kaufverhalten sind bares Geld wert und werden auch so gehandelt. Entsprechend bewusst sollte mit diesen Schätzen auch umgegangen werden. Nicht zuletzt forciert auch die Europäische Union dieses Thema in der Wirtschaft mit der im kommenden Jahr in Kraft tretenden Datenschutzgrundverordnung EU-DSGVO.
„Als IT-System- und Beratungshaus kennen wir alle diese Aspekte in unterschiedlichen Ausprägungen aus dem Alltag in unseren IT-Projekten für IT-Lösungen in öffentlicher Verwaltung und Privatwirtschaft“, erklärt Personalleiterin Sabine Cox, die CONET bei der Bildungskonferenz vertritt. „Im Grundsatz unterscheiden sich aber die Herausforderungen im ‚professionellen Einsatz‘ von Informationstechnologie in Zeiten der Digitalisierung nicht mehr wesentlich von den Paradigmen im privaten Umgang.“ Eine frühzeitige Heranführung, Schulung und Bildung in diesen Bereichen sei daher unverzichtbar, um eine umfassende Medienkompetenz aufzubauen und so für die Arbeitswelt 4.0 ebenso wie die Lebenswelt 4.0 zuverlässig gerüstet zu sein.
Über den Autor
Simon Vieth ist der Pressesprecher bei CONET. Ursprünglich Historiker und freier Redakteur, wechselte er schon vor fast 25 Jahren die Schreibtischseite und kümmert sich derzeit im Schwerpunkt um die Öffentlichkeitsarbeit und die Social-Media-Auftritte bei CONET.