Computer-assistiertes Testen in der Bundeswehr mit Modellcharakter für behördeninterne und –übergreifende Zusammenarbeit

Eignung, Befähigung und fachliche Leistung – nach diesen Kriterien werden Mitarbeiter der öffentlichen Hand ausgewählt. In diesem Zusammenhang ist die psychologische Diagnostik über Computer-assistiertes Testen (CAT) durch ihre besondere Objektivität und Ökonomie von größter Bedeutung. Das CAT-System wird daher seit 1980 in der Bundeswehr verwendet und seitdem ständig weiterentwickelt. Aktuell wird auf den rund 400 Testplätzen der Bundeswehr die Version CAT5 eingesetzt.

CONET-CAT-Logo-CAT5Autoren: TROI Jens Blume (BAAINBw G 5.4), RDir Florentin Klein (BAPersBw II 2.3), Dr. Konrad Oettershagen (CONET), Rainer Heßler (CONET) — Dieser Artikel erschien im Original in der April-Ausgabe des Behörden Spiegel unter der Rubrik Informationstechnologie auf Seite 43.

Das Projekt Zielbetriebsintegration HERKULES

Das Projekt HERKULES sieht eine Vereinheitlichung der IT-Landschaft der Bundeswehr und eine Zentralisierung der Server in den Rechenzentren der BWI vor. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Erneuerung der IT-Ausstattung mit zentral gemanagten Arbeitsplatzcomputern für über 140.000 Nutzer.

Aufgrund der komplexen Struktur und des erwarteten Anpassungsaufwandes wurde ein Teilprojekt zur Integration des CAT-Systems in den HERKULES-Zielbetrieb ins Leben gerufen. Als herausfordernd für die Zielbetriebsintegration der bisher dezentral betriebenen CAT-Anlagen stellte sich dabei die fachliche und kollegiale Zusammenarbeit zwischen Serviceprovider (BWI), Hersteller (CONET), fachlich zuständiger Stelle (BAPersBw II 2.3) und Beschaffungsdienstleister (BAAINBw G5.4) heraus.

Die BWI ist der strategische Partner für Informations- und Kommunikationstechnik der Bundeswehr und Projektnehmer für HERKULES. Bundeswehr, Siemens und IBM bündeln dabei Kraft und Know-how in einer eigenständigen Unternehmensgründung.

Das IT-System- und Beratungshaus CONET aus Hennef mit über 450 Mitarbeitern betreut im Bundeswehrumfeld zahlreiche Verfahren und ist langjähriger Partner für die Wartung und Weiterentwicklung des CAT-Systems.

Beschaffungsdienstleister der Bundeswehr und Projektleitung für das CAT System ist das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw, hier: G5.4). Es ist verantwortlich für Finanzplanung und eine vorschriftenkonforme Umsetzung der fachlichen Forderungen.

Fachlich wird CAT im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw) durch das Referat II 2.3 (CAT) koordiniert. Dort werden die zentralen Systemanteile administriert und die speziellen Testverfahren implementiert. Als „Key User“ stellt BAPersBw II 2.3 zudem sicher, dass das System jetzt und in Zukunft die fachlichen Anforderungen des Psychologischen Dienstes der Bundeswehr erfüllt.

Beispielhafter CAT-Testraum

Beispielhafter CAT-Testraum

Meilensteine in der Projektarbeit

Aufgrund der ausgezeichnet abgestimmten Zusammenarbeit im Projekt vergingen von der ersten Konzeption bis zur erfolgreichen Umsetzung der Maßnahmen lediglich 14 Monate, in denen insgesamt über 500 Programmiertage geleistet wurden.

Um das CAT-System als Service einheitlich und zentral für alle Nutzer in der Bundeswehr bereitzustellen, musste das System zunächst mandantenfähig gemacht werden. Im zentralisierten Betrieb darf jeder lokale Mandant nur Testergebnisse aus seinem Zuständigkeitsbereich sehen. Hinzu kommen erhöhte Anforderungen an Datenschutz und IT-Sicherheit. So müssen alle CAT-Benutzer und alle CAT-Arbeitsplätze im System registriert sein und sich beim Start der Software authentisieren.

Beim Entwurf einer neuen CAT-Systemarchitektur mussten auch infrastrukturelle Vorgaben und Restriktionen beachtet werden. Bedeutsam waren in diesem Fall insbesondere Bandbreitenbeschränkungen im WAN der Bundeswehr, über das die einzelnen CAT-Mandanten an die zentralen Server angebunden sind. Die Architektur wurde daher so konzipiert, dass die Kommunikation zwischen Testplätzen und Steuerplatz komplett im LAN der jeweiligen Liegenschaft stattfindet. Außerdem werden die ca. 15.000 Medien-Dateien, die in den Tests verwendet werden, nicht direkt von einem zentralen Subversion-Repository (SVN), sondern mittels synchronisierter Slave-Repositorys im örtlichen LAN auf die Testplätze übertragen.

Zur Erhöhung der Sicherheit wurde außerdem für die Testplätze ein „Kiosk-Modus“ entwickelt, der die Ausführung anderer Programme verhindert und die gesamte Client-Server-Kommunikation verschlüsselt.

Zur flexiblen Bereitstellung von Stichproben für Datenanalysen und Qualitätssicherung der Testverfahren müssen die Rohdaten in möglichst umfassender Weise auswertbar gespeichert werden. Dazu wurde ein Data Warehouse auf der Basis von Microsoft SQL Server angelegt, das aktuell bereits über 100 Millionen Einzelergebnisse enthält. Die Administration und Bedienung dieses Data-Warehouse erfolgt über ein Web-Frontend. Zur effizienten Beantwortung vordefinierter Fragestellungen wie z.B. Testnormierungen steht außerdem Online Analytical Processing Cube zur Verfügung, der täglich neu aufgebaut wird.

Bundeswehrübergreifende Zusammenarbeit

Das bundeswehreigene CAT-System kann mittels einer Kooperationsvereinbarung auch anderen Nutzern aus dem öffentlichen Sektor lizenzkostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Derzeit wird es in jeweils angepasster Form auch bei der Bundesagentur für Arbeit, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie der schweizerischen und indonesischen Armee eingesetzt.

Ein Austausch der CAT-Nutzer findet unter Federführung des Psychologischen Dienstes der Bundeswehr jährlich statt. Unter anderem wird dadurch gewährleistet, dass das CAT-System in den vergangenen 30 Jahren stets mit den Anforderungen der psychologischen Diagnostik und der Weiterentwicklung im IT-Bereich Schritt halten konnte.

Blog-Bericht zum letzten Treffen der CAT User Group bei CONET

Informationen zu CAT auf der CONET Homepage

Über den Autor

Simon Vieth, Pressesprecher, CONET
Pressesprecher bei CONET Technologies Holding GmbH | Beiträge

Simon Vieth ist der Pressesprecher bei CONET. Ursprünglich Historiker und freier Redakteur, wechselte er schon vor fast 25 Jahren die Schreibtischseite und kümmert sich derzeit im Schwerpunkt um die Öffentlichkeitsarbeit und die Social-Media-Auftritte bei CONET.

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