Mehrweg Modell Stadt: Ein umfassender Schritt in Richtung Nachhaltigkeit

Die wachsende Problematik des Einwegverpackungsmülls hat die Notwendigkeit für nachhaltigere Lösungen im Außer-Haus-Verkauf von Lebensmitteln deutlich gemacht. Das Projekt „Mehrweg Modell Stadt“ setzt genau hier an und hat sich als innovatives und wegweisendes Vorhaben zur Reduktion von Einwegverpackungen etabliert. Landesumweltministerien, Landeshauptstädte, Bundesverbände und viele Unternehmen stellen sich gemeinsam der Herausforderung der „anbieterübergreifenden Rückgabe von Mehrweggegenständen“. Durch die Entwicklung und Implementierung neuer Ansätze und eine umfassende Wirksamkeitsanalyse konnte das Projekt erste Erfolge erzielen und wertvolle Erkenntnisse für die Zukunft liefern.

Inhaltsverzeichnis

Projektziele & Herausforderungen

Wer kennt es nicht? Viele Geschäfte bieten inzwischen Mehrweggeschirr an, sodass der Kaffeebecher nach dem Trinken nicht direkt in den Abfalleimer wandert. Die Rückgabe des Mehrwegbechers muss jedoch häufig im selben Geschäft erfolgen, damit das Pfand wieder ausgezahlt wird. Und hier liegt eines der großen Probleme aktueller Mehrweglösungen.

Foto: Robert Reiche

 

Robert Reiche, Managing Consultant bei CONET: Damit Mehrweg-To-Go die gleiche Akzeptanz bei den Konsumentinnen und Konsumenten wie Mehrweggetränkeflaschen erhält ist eine anbieterübergreifende Rückgabe essenziell. Die rücknehmenden Betriebe müssen durch lokale Mehrwegkreisläufe entlastet werden. Hier gilt es anzusetzen.

 

Dementsprechend war das Ziel des Projekts „Mehrweg Modell Stadt“, eine logistische und digitale Infrastruktur zu schaffen, die die anbieterunabhängige Rückgabe von Mehrweggegenständen ermöglicht. Dies sollte die Mehrwegangebotspflicht im Außer-Haus-Verkauf unterstützen und den Einsatz von Einwegverpackungen deutlich reduzieren. Die Einführung solcher Systeme ist jedoch komplex, da Verbraucherinnen und Verbraucher mit unterschiedlichen Mehrwegangeboten und -systemen konfrontiert werden. Insbesondere die Vielzahl an Insellösungen mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen und Pfandsystemen stellte eine Herausforderung dar.

Foto: Einwegbecherabfall

Durch Einwegbecher entstehen täglich riesige Mengen an Abfall. Mehrweg Modelle können dem entgegenwirken.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, schuf das Projekt „Mehrweg Modell Stadt“ einen Raum für die gemeinschaftliche Entwicklung und Erprobung von Rückgabestellen für Mehrweggegenstände, Rücklogistik durch existierende innerstädtische Logistikdienstleister, hygienischer Reinigung und erneuter Bereitstellung der Gegenstände sowie Abrechnungs- und Pfand-Clearing-Systeme. Hierbei wurde eine Vielzahl von Akteuren mit existierenden Lösungen einbezogen, um ein bundesweit skalierfähiges Konzept aufzubauen.

Umsetzung & Ergebnisse

Ein zentraler Bestandteil des Projekts war die Entwicklung eines Konzepts zur anbieterunabhängigen Rückgabe von Mehrwegbechern. In lokalen Geschäften und über Rücknahmeautomaten im öffentlichen Raum wurde ein Netzwerk aus Mehrweganbietern, Lebensmittellogistikern, städtischen Betrieben und teilnehmenden Unternehmen aufgebaut. Insgesamt nahmen 11 Unternehmen mit 92 Ausgabe- und Rücknahmestellen aktiv am Mehrwegkreislauf teil.

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Ein weiteres Highlight war die Einführung von Rücknahmeautomaten, inspiriert vom Kooky2Go-Konzept aus Zürich und Bern. Diese Automaten ermöglichten es den Verbrauchern, Mehrwegbecher einfach und bequem im öffentlichen Raum zurückzugeben. Parallel dazu wurde ein Regelwerk und eine Ablauforganisation für die Rücklogistik und Reinigung der Becher entwickelt. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen wurde durch die digitale Erfassung und Rückverfolgung serialisierter Mehrwegbecher präzise gemessen.

Die Ergebnisse des Projekts waren vielversprechend:

  • Über 90 Prozent der Mehrwegbecher verblieben in den Städten Mainz und Wiesbaden
  • Mehrweg-To-Go bewegt sich in sehr lokalem Rahmen. Kaum Diffusion zwischen Mainz und Wiesbaden (<1%), aber Pendlerbewegungen zwischen Wiesbadener Umland und Wiesbaden (ca. 6% der Umläufe)
  • 68 Prozent der Mehrwegbecher kamen im Ausgabebetrieb zurück (Stammkundeneffekt)
  • Die durchschnittliche Umlaufzeit betrug 38,3 Tage. Menschen nutzen die Becher also zum Teil mehrfach, was die Umlaufgeschwindigkeit negativ beeinflusst, aber dennoch die Anzahl der genutzten Einwegbecher reduziert
  • Die Nutzung von existierender Logistik vor Ort ist möglich. Kaum Fehler im Prozess ab Tag 1, weil viele Abläufe bekannt waren und gut geschult wurde. Mit Mehrwegprofis arbeiten zahlt sich aus, weil sie ihre Kunden vor Ort sehr gut kennen. Die Digitalisierung der Prozesse ebenfalls, weil durch die gewonnenen Daten nachhaltige Business Modelle verbessert werden können.

Erfolgsfaktoren & Skalierung

Für die Skalierung von Mehrwegangeboten konnten mehrere Schlüsselfaktoren identifiziert werden. Die einfache, anbieterübergreifende Rückgabe der Becher sorgte für mehr Komfort bei den Konsumenten. Ein Mengenausgleich zwischen den Betrieben, die viele Becher zurücknehmen, und denen, die viele ausgeben, stellte die Verfügbarkeit sicher. Zudem zeigte sich, dass positive Ansprache und Motivation der Kunden durch das Personal zu einer signifikanten Steigerung der Mehrwegquote führten. Im Projekt wurde eine ver-15-fachung der Mehrwegausgabe im Vergleich zum Vorjahr erzielt.

Foto: Mehrwegbecher

Mehrwegbecher sind eine nachhaltige Alternative zu Einwegbechern, die nach der Benutzung im Müll landen.

Die Nutzung bestehender Logistikinfrastrukturen erwies sich als effizient und kostengünstig. So konnte gezeigt werden, dass eine Einbindung existierender Dienstleister die zeitnahe Abholung und Reinigung der Becher gewährleistet. Diese Prozesse lassen sich auch auf andere konsumentennahe Mehrweggebinde, wie beispielsweise im E-Commerce, übertragen. Hierdurch wird nicht nur die Nachhaltigkeit gefördert, sondern auch die lokale Wirtschaft gestärkt.

Schlussfolgerungen

Das Projekt „Mehrweg Modell Stadt“ hat eindrucksvoll demonstriert, dass durch innovative Ansätze und die Zusammenarbeit verschiedener Akteure aus Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft nachhaltige Lösungen zur Reduktion von Einwegverpackungsmüll realisierbar sind.

Foto: Robert Reiche

 

Robert Reiche, Managing Consultant bei CONET: Betriebe kommen mit der anbieterübergreifenden Rücknahme gut zurecht, wenn die Rücklogistik und Abrechnung organisiert ist. Lokale Netzwerke sind dabei eine großartige Möglichkeit circular und economy in einer Kommune zu verbinden.

 

Die gewonnenen Erkenntnisse und entwickelten Konzepte bieten wertvolle Impulse für die zukünftige Gestaltung nachhaltiger Stadtstrukturen und können als Modell für andere Städte dienen.

Die erfolgreiche Umsetzung und die positive Resonanz sowohl seitens der Unternehmen als auch der Konsumenten unterstreichen die Bedeutung und das Potenzial von Mehrwegsystemen. Das Projekt „Mehrweg Modell Stadt“ hat damit einen bedeutenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft gemacht und zeigt auf, wie durch gemeinschaftliche Anstrengungen und innovative Konzepte eine umweltfreundlichere und lebenswertere Stadt geschaffen werden kann.

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