Mobility ist schön – User Experience ist besser!
Die Vorteile mobiler Arbeit sind zahlreich. Ob bei der Mängelerfassung im Immobilienmanagement, der Überwachung im Lager und entlang der Supply Chain oder der Bearbeitung von Prozessen in Human Capital und Travel Management, um nur einige Beispiele zu nennen: Werden Daten statt über die „Bleistiftschnittstelle“ oder Zwischenanwendungen direkt über Apps und mobile Ansichten in den SAP-Stammsystemen erfasst und bearbeitet, steigt die Datenqualität enorm, Doppel- und Nacharbeiten sind minimal. Die Prozesse werden deutlich beschleunigt und die Arbeit für die Mitarbeiter gestaltet sich komfortabler und flexibler.
Mit der Bereitstellung von mobilen Endgeräten ist es dabei aber nicht getan. Erst eine umfängliche Ausrichtung an der User Experience, also dem Nutzer- und Nutzungserlebnis von IT-Lösungen, macht Mobility zu einer Erfolgsgeschichte. Denn Anwender sind heute aus ihrem privaten Umfeld derart einfache Bedienkonzepte gewohnt, dass sie sich nicht mit überladenen, überkomplexen und langsamen mobilen Anwendungen anfreunden werden. Wird User Experience (kurz: UX) aber konsequent zu Ende gedacht und mit der geeigneten Strategie geplant und umgesetzt, ergibt sich neben dem vermeintlich „weichen Faktor“ eines verbesserten Nutzer-Erlebnisses schnell auch ein handfestes Nutzen-Erlebnis für das Unternehmen.
Die Methoden
Als Basis dient eine Geschäftsprozessanalyse im Sinne von Business Process Management. Die Kernfrage lautet hier: Welche Prozesse sind für eine mobile Bearbeitung relevant, sind die Prozesse so einfach wie möglich, wie können sie durch die neuen technischen Möglichkeiten weiter verbessert werden und sind dazu Anpassungen an bestehenden Arbeitsabläufen notwendig? Denn nur optimierte Prozesse lassen sich anschließend auch optimal abbilden.
In diese frühe Phase gehören auch die grundlegenden Überlegungen zu Enterprise Mobility und Multi Devicing, also der Frage, welche Endgeräte für die Nutzung relevant sind und wie welche Aufgaben mobil zu bearbeiten sein sollen und wie eine Harmonisierung und Vereinfachung im Look&Feel von mobilen und Desktop-Oberflächen aussehen soll, um eine möglichst intuitive, einheitliche und wenig schulungsintensive Bedienung sicherzustellen.
Von Beginn an sorgt zudem ein auf die Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer ausgerichteter Entwicklungsprozess im Sinne von Design Thinking dafür, dass alle Aspekte der Nutzung im Einklang stehen. Kernfrage: Wie muss eine Anwendung gestaltet sein, damit sie den Anwender optimal unterstützt, den notwendigen Funktionsumfang so einfach wie möglich für die jeweilige Nutzerrolle auf das Wesentliche beschränkt abbildet und damit eine möglichst effektive, schnelle und fehlerfreie Bedienung sicherstellt?
Die Werkzeuge
In ihrer aktuellen Produktstrategie stellt SAP selbst die Weichen auf Nutzerfreundlichkeit und Usability. Bereits heute bieten unterschiedliche Lösungen weitreichende Gestaltungsmöglichkeiten für ein besseres Nutzererlebnis – und das nicht nur mobil:
- SAP Fiori – Intuitives, rollenbasiertes und geräteunabhängiges SAP User Interface
- SAP Screen Personas – Gestaltungswerkzeug für rollenbasierte Reduktion auf das Wesentliche in bestehenden SAP-Transaktionen
- SAP Mobile Platform (SMP) – Mobile Application Management System (MAM) und Entwicklungsumgebung zur Verwaltung und Entwicklung von Apps
Die Umsetzung
Bei der Umsetzung bestimmen die strategischen Ziele das Vorgehen und den Umfang nach dem Motto „So viel Standard wie möglich, so wenig Individualentwicklung wie nötig“. Unter dem Stichwort „Adopt“, also „Übernahme“, kann bereits die Nutzung der im SAP-Standard enthaltenen Funktionen die User Experience verbessern. So bietet SAP Fiori etwa bereits eine Vielzahl an Apps, die ohne zusätzliche Lizenzkosten direkt verwendbar sind. Mit der Anpassung vorhandener Funktionen („Adapt“) erschließen sich weitere Optionen zur Optimierung der Usability, etwa durch einen Release-sicheren Ausbau der Fiori-Apps. Individuelle Eigenentwicklung („Develop“) schließlich wird nur für besonders anspruchsvolle Anforderungen oder spezialisierte Funktionen benötigt.
Der Nutzen
Die Anwender genießen ein völliges neues Nutzer-Erlebnis: frustrationsfrei, selbsterklärend und ansprechend, und wenn sinnvoll und gewünscht einheitlich auf allen Endgeräten – vom festen Arbeitsplatzrechner bis hin zu Tablets und Smartphones. Sie beherrschen ihre Anwendungen, statt von diesen beherrscht zu werden. Und begeisterte Mitarbeiter sind produktive Mitarbeiter, die ihre Aufgaben gezielter, schneller und mit höherer Qualität erfüllen.
Das Nutzen-Erlebnis für das Unternehmen ist dementsprechend geprägt durch Effizienz und die Schonung von Ressourcen. Kaum eine Investition in der IT rechnet sich schneller in einem messbaren Return on Investment (ROI), denn verringerte Support-Aufwände und die erhöhte Sicherheit und Qualität im Datenbestand gewährleisten stabile, automatisierte Prozesse.
Dieser Artikel erschien in verkürzter Form im E-3 Extra CLOUD & MOBILE COMPUTING in der September-Ausgabe des E-3 Magazins.
Erfahren Sie mehr über SAP User Experience Management und die passende User-Experience-Strategie in Webinaren, Videos und Whitepapers unter www.conet.de/ux.
Über den Autor
Dominik Alpers berät als Mobility & SAP Consultant bei der CONET Business Consultants GmbH die Kunden des SAP-Beratungshauses in allen Fragen rund um mobile Lösungen von der Mobility-Strategie und Prozessfragen über Infrastrukturaspekte bis hin zu mobilen Apps und deren Entwicklung.