Warum MOC on Demand?
In einem Interview mit CONET-Academy-Schulungsleiter und Microsoft-Learning-Spezialist Thomas Hanrath werfen wir einen Blick auf die ersten drei Monate seit der Einführung von “MOC on Demand”, den neuen Microsoft-Online-Kursen.
Warum hat sich Microsoft aus deiner Sicht entschlossen, die Microsoft Trainings auch als Online-Variante anzubieten?
Microsoft geht mit der Zeit, so einfach kann man es zusammenfassen. Im heutigen Arbeits- und Projektalltag bleibt immer weniger Zeit für Weiterbildung. Kaum ein Arbeitgeber kann es sich leisten, auf seine Fachleute mehrere Tage am Stück zu verzichten. Zusätzliche Reisekosten spielen auch eine Rolle. Als IT-System- und Beratungshaus sehen wir das auch bei Fachtagungen oder anderen Inhouse-Veranstaltungen: Die Teilnehmerzahlen gehen dort zurück, während Webinare immer populärer werden. Da ist es die logische Konsequenz, auch IT-Fortbildungen online anzubieten.
Bedeutet das dann, dass die Weiterbildung für IT-Spezialisten ein „Privatvergnügen“ wird?
Nicht unbedingt. Es gibt viele Arbeitgeber, die die Kosten für die Schulungen selbstverständlich übernehmen und dafür auch ein gewisses Zeitkontingent zur Verfügung stellen, nur vielleicht eben nicht mehrere Tage am Stück. Wenn der Mitarbeiter aber beispielsweise am Arbeitsplatz online lernt und in dringenden Fällen Fragen beantworten und eingreifen kann, ist das wieder eine ganz andere Sache. Außerdem können Enterprise-Kunden von Microsoft Schulungstage sowohl im Präsenztraining als auch On Demand ja auch mit den je nach Lizenzmodell in der Software Assurance enthaltenen Software Assurance Training Vouchers (SATV) bezahlen und belasten damit ihre IT-Budgets ohnehin nicht zusätzlich.
Für den Arbeitgeber also ein echter Benefit. Aber was sind die Vorteile von MOC On Demand für die Schulungsteilnehmer?
In erster Linie ist hier die Flexibilität des Online-Lernens zu nennen. Ich muss beim Microsoft MOC on Demand nicht en bloc lernen. Ich erhalte Zugriff auf die Schulungsunterlagen, Vorlesungen und Übungen im Microsoft OnlineLab für einen festgelegten Zeitraum ab der Anmeldung und Freischaltung, aktuell sind das 90 Tage. Wann ich dann lerne, bleibt in gewissem Maße mir überlassen. Geht ein wichtiges Projekt in die Endphase oder habe ich privat einfach wenig Zeit, kann ich meine Schulung darauf anpassen. Das ist natürlich insbesondere auch für IT-Freelancer, bei denen sonst Schulungstage praktisch einem Verdienstausfall gleichkämen, ein großer Gewinn. Dazu kommen wie schon gesagt auch Ersparnisse etwa für Reisekosten.
Die Schulungsinhalte beim Microsoft MOC On Demand sind aber dieselben wie im MOC-Präsenztraining?
Ja, die Schulungsinhalte und Schulungsunterlagen sind 1:1 gleich. Hier gibt es keine abgespeckten Versionen. Das würde auch gar nicht funktionieren, denn die abschließenden Prüfungen in einem Microsoft-zertifizierten Test Center sind ja dieselben.
Siehst du auch Nachteile bei Microsoft MOC on Demand?
Grundsätzlich schon, wie immer beim Online-Lernen. E-Learning setzt viel mehr Selbstdisziplin voraus, aber die ist bei engagierten IT-Profis natürlich hoffentlich stets gegeben. Aber ein direkter Austausch mit dem Trainer oder den anderen Teilnehmern fehlt online natürlich auch. Microsoft versucht das durch Video-Tutorials und Chat-Funktionen zu ergänzen. Darüber hinaus versuchen verschiedene Schulungsanbieter wie auch wir, durch entsprechende Zusatzangebote aus einem reinen E-Learning eine Art Online-Studium zu machen.
Wie sieht denn so ein MOC On Demand Online-Studium der CONET Academy dann genau aus?
Wir bieten die Microsoft MOC-On-Demand-Kurse derzeit grundsätzlich für MOC 10961, MOC 10747 und MOC 20341 in verschiedenen Bundles an. Im Basis-Training gibt es „nur“ den reinen Online-Kurs. Im Standard-Paket kommt dann noch die digitale oder auf Wunsch auch in Papierform verschickte Original-Schulungsunterlage dazu. Im durch uns als „Online-Studium“ betitelten Paket ist dann zusätzlich noch ein so genannter Premium Course Service enthalten. Meint genau: Zugang zu Live-Tutorials und unser Microsoft-Yammer-Schulungsnetzwerk.
Damit können die Teilnehmer wie sonst im Vor-Ort-Training auf die Erfahrungen und Best Practices unserer auch in Kundenprojekten eingesetzten Trainer zurückgreifen. Fragen können an die Trainer gestellt und mit den anderen Teilnehmern diskutiert werden. Das schließt sozusagen die Fähigkeitslücke zwischen klassischem Präsenztraining und Web-Learning.
Wie werden die MOC-on-Demand-Trainings denn bislang angenommen?
Die Teilnehmerzahlen blieben in den ersten drei Monaten ganz klar hinter den Erwartungen zurück. Das verwundert schon etwas, denn die Angebote sind deutlich flexibler, je nach Anbieter auch deutlich günstiger und die Inhalte wie gesagt gleich. Das mag einerseits daran liegen, dass die Möglichkeit des Microsoft MOC on Demand oft schlichtweg noch unbekannt ist. Hier muss auch Mircosoft noch seine Hausaufgaben machen. Andererseits aber besteht sicher auch eine gewisse Scheu gegenüber dem neuen Modell. Gerade die Tatsache, dass es MOC on Demand bislang und auf absehbare Zeit aufgrund des hohen Aufwands etwa für die Lokalisierung der Online Labs nur auf Englisch gibt, erhöht die Hürden zur Nutzung für einige Kunden.
Insgesamt werden sich erste positive Erfahrungen mit MOC on Demand an sich und entsprechenden Zusatzangeboten erst einmal herumsprechen müssen. Aus unserer Sicht aber beschreitet Microsoft hier den richtigen Weg, um Schulungen und Weiterbildungsangebote besser auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Teilnehmergruppen und Lernweisen auszurichten. Vor allem für Basiskurse („Level 300“) kann MOC On Demand eine echte Alternative sein. Wenn es um fortgeschrittene Themen geht, ist der Klassenraum mit Trainer aber aus meiner Sicht nur schwer zu ersetzen. Auf jeden Fall sind wir gespannt, wie es weitergeht.
Über den Autor
Simon Vieth ist der Pressesprecher bei CONET. Ursprünglich Historiker und freier Redakteur, wechselte er schon vor fast 25 Jahren die Schreibtischseite und kümmert sich derzeit im Schwerpunkt um die Öffentlichkeitsarbeit und die Social-Media-Auftritte bei CONET.